Das Handlungsfeld der soziokulturellen Animation zum Thema sexuelle Gewalt lässt sich vor allem in der Präventions-, Vermittlungs-, sowie partizipativen und künstlerischen Projektarbeiten begründen.
Wie Wettstein (2013, S.38) aufgreift, besteht die Präventionsfunktion der Soziokulturellen Animation darin, dass sie gesellschaftliche Probleme wie sexuelle Gewalt seismografisch aufnimmt und eine informierende, unterstützende und gleichgewichtsherstellende Aufgabe übernimmt, damit sich dieses Problem nicht verschlimmert. Bestenfalls sollte es gar nicht erst auftreten. Hafen (2010, S. 176) unterstreicht die Möglichkeit der Soziokulturellen Animation als Präventionsdisziplin der Sozialen Arbeit darin, dass Rahmenbedingungen und strukturelle Probleme der betroffenen Systeme so beeinflusst werden, dass in diesem Beispiel wie sexuelle Gewalt verringert werden kann. Gemäss Hafen (2010, S. 177) steht die Hauptaufgabe der Soziokulturellen Animation darin, dass soziale Probleme wie sexuelle Gewalt gar nicht erst entstehen, indem beispielsweise Belastungsfaktoren beseitigt und Schutzfaktoren aufgebaut werden. Dieses Schutzfaktoren-Aufbauen von Opfern sexueller Gewalt sollte gerade in dieser Thematik nicht missverständlich interpretiert werden. Es gibt keine persönliche Schutzfaktoren, die sexuelle Gewalt verhindern, da die Schuld niemals bei Betroffenen liegt. Natürlich könnten soziale Schutzfaktoren wie ein eine gute Freundschaft unterstützend wirken oder beispielsweise eine veränderte Gesetztes-Reform, wie «Nur Ja heisst Ja» die Inanspruchnahme von Hilfe und Meldungen verbessern. Fokus der Prävention sollte vielmehr auf Ausübenden von sexueller Gewalt und der Gesellschaftlichen Aufklärung über diese Thematik liegen. So ist es notwendig, dass Präventionsarbeit schon früh greift und dort vertieft wird, wo soziokulturelle Animation tätig ist.
Wie Schmid (2012, S.60) erläutert, soll lebensweltorientierte Prävention dort andocken, wo Adressat*innen die meiste Zeit verbringen. Dies kann dies der Jugendtreff, aber auch das Quartier, die Genossenschaft oder die Schulsozialarbeit sein. Wichtig dabei ist die Unterscheidung von direkter, indirekter und struktureller Präventionsarbeit. Zudem sollten indizierte und selektive zielgruppenspezifische Prävention in der soziokulturellen Animation vermieden werden, da sonst das Risiko besteht, Problem-, statt Ressourcenorientiert zu arbeiten (Thomas A. Fischer, Sabrina Hoops & Annemarie Schmoll ,2019, S.8). Bei der selektiven und indizierten Prävention besteht ein Etikettierungsrisiko sowie ein pauschalisierender Blick. Es ist in dieser Hinsicht wünschenswert die Präventionsarbeit von sexueller Gewalt an alle Adressat*innen zu richten (ebd.).
Hafen (2010, S.176) unterstreicht die Notwendigkeit, dass nicht nur beraten und unterstützt wird, sondern, durch die soziokulturelle Animation auch Rahmenbedingungen und strukturelle Probleme, mittels Präventionsarbeit beeinflusst werden Die soziokulturelle Animation könnte in Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren, soziale Determinanten so gestalten oder beeinflussen, dass Risiken von sexueller Gewalt reduziert werden und ein umfassender Ansatz mehr Erfolg zeigt (Haennes Kunz & Jürg Engler, 2013, S. 28). Dies könnte zum Beispiel ein runder Tisch mit diversen Stakeholdern und Akteur*innen für einen Austausch über das die Probleme sexueller Gewalt sein. Daraus sollten durch die Dialoge vielschichtigerere Präventionsmassnahmen abgeleitet werden und sicherstellen, dass die Massnahmen an unterschiedlichen Ecken greifen. Ebenfalls könnte übergreifende Präventionsarbeit in dieser Thematik zu einer angestrebten Sensibilisierung der Adressatinnen breiteren Gruppen führen. Diese fängt nicht erst im Jugendtreff an, sondern sollte möglichst früh schon greifen, wie zum Beispiel im obligatorischen Unterricht der Schule und Präventionsarbeit der Schulsozialarbeit.
Ein weiterer Aufgabenbereich der soziokulturellen Animation stellt die Vermittlungsarbeit zwischen Gefährdeten und Betroffenen von sexueller Gewalt (System) und ihrer Umwelt - wie beispielsweise die Politik - dar (Hangartner, 2010, S. 136). Dabei steht die «Entgegenwirkung der Kolonialisierung durch die Lebenswelt» (Hangartner, 2010, S. 274) im Vordergrund, da vor allem Frauen durch die aktuellen rechtlichen Grundlagen unzureichend von sexueller Gewalt geschützt werden. Deswegen soll die soziokulturelle Animation den Betroffenen Frauen ein Gehör gegenüber ihrer Umwelt wie die Politik verschaffen. Dies kann durch vielfältige und kreative Weisen geschehen. Partizipative und themenbezogene Kunstprojekte wären eine mögliche Variante, um Sensibilisierungsarbeit gegen sexuelle Gewalt zu leisten (Stäheli, 2013, S. 258). Gleichzeitig ermöglichen kulturelle Projekte den Betroffenen einen Schutzraum für Ausdrucksmöglichkeiten (Stäheli, 2013, S. 254). Kunstprojekte können unter anderem angestrebte strukturelle Veränderungsprozesse, wie gegen sexuelle Gewalt, positiv beeinflussen (Stäheli, 2013, S. 256). Einige Projektbeispiele werden in einem anderen Abschnitt vorgestellt.
Literaturverzeichnis
Triggerwarnung: sexualisierte Gewalt
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